Link-ID: 3675 / 24.12.2006
| Jürgen Rajh - KachelöfenEin Kachelofen ist in den meisten Fällen ein langfristiger Lebenspartner dessen hervorragendste Eigenschaften erst mit den Jahren sichtbar werden. Ein modisches Objekt, das sich der Wechselhaftigkeit des Zeitgeschmacks unterwirft, wird deshalb nur selten auf lange Sicht zum Wohlgefühl des Besitzers beitragen. Jürgen Rajh entwirft seine Öfen offenbar - das wahre Geheimnis kenne ich nicht - unter äußerster Rücksichtnahme auf die vorhandene architektonische Struktur und reduziert die formalen Eingriffe in das Raumgefüge in der Regel auf ein notwendiges Minimum. Es wäre naheliegend, diese Vorgehensweise aus dem ' form follows function ' Paradigma der Bauhaus-Bewegung abzuleiten, insbesondere da sich die nüchterne Formensprache in manchen Punkten zu ähneln scheint. Darauf angesprochen, ob ich diese leicht verständliche Kategorisierung auch in meinem Text verwenden sollte ( oder dürfte ), reagiert Jürgen Rajh ablehnend und verweist darauf, das es heute wohl obsolet wäre, seine künstlerische Existenzberechtigung aus dem Bauhaus abzuleiten und die heutigen Themenstellungen diesen Horizont wohl bei weitem überschreiten müßten. Nichtsdestotrotz ist es wohl gerechtfertigt, davon zu sprechen, daß die Öfen, die er selbst im Gespräch oftmals als 'Heizkisten' bezeichnet, sowohl aus einer ästhetischen wie auch funktionalen Raumstruktur abgeleitet erscheinen. Müßte man die Qualität dieser Objekte auf ein einziges Wort beschränken, wäre 'Transparenz' wohl ein geeigneter Ausdruck. In manchen Fällen erscheint es aufgrund der räumlichen Situation notwendig, ein Zentrum zu schaffen, einen Kern, an dem das Umfeld - vergleichbar der Logik mineralischer Gitterwerke - kondensieren kann. Im Besonderen denke ich dabei an den von Oswald Tschirtner, einem der wichtigsten Proponenten des Künstlerhauses Gugging, gestalteten Ofen in der Werkstatt von Jürgen Rajh. In einem neutralen, beinahe eigenschaftslosen Raum entsteht hier eine Art Kraftzentrum von geradezu sakraler Dichte. Bezeichnenderweise wählt Rajh auch bei dieser Kooperation mit Tschirtner seinerseits eine zylindrische Vielecksform als Bildträger, um der Malerei Tschirtners den Vortritt zu lassen und die bekannten schreitenden Figuren nicht in ihrer Bewegung zu stören. |