Des Krieges kleiner Bruder

Unter den unzähligen Ballsportarten, soll hier eine erwähnt werden, welche trotz ihres hohen Niveaus und langer Geschichte nicht besonders bekannt ist: Lacrosse - gewinnt dank steigender Medienpräsenz rasant an Popularität, hat seinen Ursprung in einem alten indianischen Spiel, welches vor allem von den Stämmen an der amerikanischen Ostküste gespielt wurde.

Es war unter vielen Namen wie zum Beispiel Baggataway oder Tewaarathon bekannt und diente den Amerikanischen Ureinwohner als spirituelles Ritual. Das Spiel wurde dabei je nach Ereignis ein wenig abgewandelt gespielt. Bei Krankheit eines Stammesmitgliedes wurde zum Beispiel versucht durch das Spiel die Aufmerksamkeit des Schöpfers auf dieses zu lenken, damit es geheilt wird. Spielen durfte jeder, der zum Spiel erschien und die Tore (es mussten dabei nicht immer nur 2 sein) konnten über große Distanzen voneinander aufgestellt werden. Der Name Baggataway („kleiner Bruder des Krieges“) wiederum lässt erahnen, wie brutal das Spiel auch sein konnte, da es auch teilweise zur Besänftigung von Stammesfehden genutzt wurde. Nicht selten kam es vor, dass die Spieler dabei verletzt wurden und sogar ums Leben kamen. Es konnte dabei vorkommen, dass das Spiel über mehrere Tage andauerte. Begleiterscheinungen wie heidnische Tänze und exzessives Wetten ließen das Spiel französischen Missionaren wie ein Spiel des Teufels erscheinen. Durch diese Missionare, die das Spiel das erste Mal in Ontario im Jahr 1636 zu Gesicht bekamen, erhielt es auch seinen heutigen Namen, denn die Schläger erinnerten sie in der Form an Bischofsstäbe, weshalb sie es Lacrosse oder „Vom Kreuze“ nannten. Die Spielvariante der Irokesen hatte dabei mit dem heutigen Spiel die größte Ähnlichkeit. Um 1850 wurde in der Gegend um Montreal das Spiel auch für Nicht-Indianer populär. Offizielle Regeln wurden eingeführt und indianische und nicht-indianische Mannschaften fingen an das Spiel auch auf anderen Kontinenten zu verbreiten. Aufgrund der technischen Stärke der Indianischen Teams wurden diese immer wieder zurückgedrängt und diskriminiert. Ein Schicksal also, dass Sie leider nicht nur in Ihrem Nationlsport ereignete. 1878 hatte Lacrosse bereits Australien, Neuseeland und England erreicht und verbreitete sich an den Eliteschulen und Universitäten rasant, vor allem an der US-amerikanischen Ostküste. 1882 wurde ein erster Versuch unternommen, die Universitätsmannschaften in einem Verband zusammenzuschließen, um Meisterschaften abhalten zu können. Viele Jahre hindurch musste Lacrosse damit leben, als elitärer Universitätssport der US-Ostküste abgestempelt zu werden. Zwar wurde es bei den Olympischen Spielen 1908 und 1912 ins Programm aufgenommen und 1948 und 1984 als Vorführsportart herangezogen, doch den wahren Durchbruch hat es erst nach der Gründung von 2 Profiligen (Major League Lacrosse und National Lacrosse League) geschafft.